Im Frühjahr
Musik u. Text: Manfred Siebald, Bearbeitung: Detleff Jones
Im Frühjahr bin ich irgendwann mal hier gewesen.
Ich weiß noch heute, wo der See beginnt
Und wo er endet, und ich habe nicht vergessen,
Wie hoch die Bäume um das Ufer sind.
Und fern am Horizont sah ich die Berge ragen,
Erkannte selbst ein Gipfelkreuz genau
Und sah, wie immer an den hellen, klaren Tagen
Dahinter eine Ewigkeit von Blau.
Heut‘ ist es so, als seien das nur kühne Träume,
Als hätte ich all das noch nie geseh’n.
Im Nebel sehe ich noch nicht einmal die Bäume
Und seh‘ auf Bergen keine Kreuze steh’n.
Doch weil sich See und Bäume nicht in Luft auflösen,
Sind sie und Berg und Kreuz gewiss noch da.
Sie sind schon lange vor dem Nebel dagewesen.
Sie waren da, nicht nur, weil ich sie sah.
Und sollte irgendjemand jetzt hier stehenbleiben
Und fragen, warum ich ins Graue schau‘,
Dann werd‘ ich ihm die Bäume und den See beschreiben,
Die Berge und das Kreuz und auch das Blau.
Er wird nur milde lächeln, und ich werd‘ inzwischen
Für ihn wohl nicht so ganz bei Troste sein.
Doch wird er es nicht schaffen, all das fortzuwischen,
Was da ist – gegen allen Augenschein.
So wenig von der Welt kann unser Blick erfassen:
Ein Nebel zieht herauf, und wir sind blind
Für Dinge, die sich sonst ganz einfach sehen lassen,
Für Dinge, die uns lieb und wichtig sind.
Doch hat noch jeder Nebel sich zum Schluss gelichtet;
Auch dieser löst sich irgendwann dann auf.
Mein Herz hat, was ich jetzt nicht sehe, längst gesichtet,
Es warten nur die Augen noch darauf – es warten nur die Augen noch darauf!